Zum Künstler

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Fritz Winter (1905−1976) zählt zu den wichtigsten deutschen Vertretern der abstrakten Malerei. Ausgebildet am Bauhaus in Dessau bei Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar Schlemmer galt seine Kunst im Nationalsozialismus als "entartet". Mit der Werkgruppe der "Triebkräfte der Erde" schuf er 1944 eines der eindrücklichsten Zeugnisse künstlerischen Überlebenswillens. Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft 1949 gründete er mit  Willi Baumeister, Rupprecht Geiger und anderen die „Gruppe der Gegenstandslosen“ ZEN 49. Seit den 1950er Jahren erhielt er zahlreiche bedeutende Kunstpreise und feierte internationale Erfolge. In den 1950er- und 60er-Jahren setzte sich Winter mit den neuen abstrakten Tendenzen des Informel und der Farbfeldmalerei auseinander.

Das maltechnisch und in seiner Formensprache vielseitige Gesamtwerk Winters steht in einer Tradition, die der Kunst des Blauen Reiter wie dem Bauhaus gleichermaßen verpflichtet ist. Mit seiner weitestgehend gegenstandslosen Formensprache suchte der Künstler einen übergeordneten Bezug zur Natur, um die verborgenen elementaren Kräfte und Strukturen der Schöpfung sichtbar macht: "Es bedarf eines grösseren Glaubens und einer größeren Kraft, Unsichtbares in freier Gestaltung sichtbar zu machen, als Sichtbares und Fassbares immer nur als solches zu bestätigen."

„Jedes Werk ist eine Aussage über das Unbekannte oder sollte es sein.“

Fritz Winter (1950)

Biografie

1905

Fritz Winter wird am 22. September in Altenbögge bei Unna in Westfalen als erstes von acht Kindern geboren. Sein Vater ist Bergmann und auf das Abteufen von Schächten spezialisiert. Die schnell anwachsende Familie zieht mehrfach um, bis man sich 1912 in Ahlen niederlässt. Trotz der relativen Armut beschreibt Winter die Atmosphäre in seiner Familie als herzlich und lebendig.

1919–1926

Nach Abschluss der Volksschule absolviert Fritz Winter eine Lehre als Grubenelektriker an der Zeche Westfalen seiner Heimatstadt Ahlen und schließt die Ausbildung 1922 mit der Gesellenprüfung ab. Bis 1924 arbeitet er als Elektroschlosser in der Zeche, dann wird er arbeitslos, schlägt sich mit Hilfsarbeiten durch und fährt schließlich als Lehrhauer ein. Winter ist in der sozialistischen Jugend aktiv, doch er sehnt sich nach einem Leben jenseits der Kohlegruben. Er beginnt zu zeichnen und zu malen, setzt sich mit dem Werk Vincent van Goghs und Paula Modersohn-Beckers auseinander und wandert durch Holland und Belgien. 1926 arbeitet er in Nachtschicht unter Tage, um tagsüber das Realgymnasium zu besuchen, mit der Absicht, Medizin zu studieren. Das Vorhaben übersteigt seine Kräfte und sein ehemaliger Zeichenlehrer empfiehlt ihm die Bewerbung am Bauhaus, da er dort als Geselle auch ohne höheren Schulabschluss studieren kann.

 

Studentenausweis von Fritz Winter, ausgestellt zum Winterhalbjahr 1927/28, 
Bauhaus, Dessau, © Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1927–1929

Auf Empfehlung von Paul Klee wird er zum Wintersemester 1927 am Bauhaus, Hochschule für Gestaltung, in Dessau angenommen. Er belegt u.a. Kurse bei Wassily Kandinsky, Josef Albers und Joost Schmidt. Seine Familie kann ihn finanziell nur geringfügig unterstützen. Anfänglich verdient er etwas Geld durch das Bemalen von Kacheln für eine Dessauer Ofensetzerfirma. 1928 erhält er aufgrund der Empfehlungen von Klee und Kandinsky ein Stipendium der Stadt Dessau und wird Mitglied der Bühnenabteilung bei Oskar Schlemmer, wo er aufgrund seiner Kenntnisse in der Elektronik und im Schweißen zeitweilig angestellt ist. Zentral wird für ihn die Lehre von Klee, bei dem er „künstlerische Gestaltung" und anschließend die freie Malklasse besucht. 1928/29 nimmt er mit zwölf Werken an der Wanderausstellung „Junge Bauhausmaler" teil, die in Halle an der Saale, Braunschweig, Erfurt und Krefeld gezeigt wird. Anlässlich eines Vortrages lernt er den russischen Konstruktivisten Naum Gabo kennen. 1929 besucht er erstmals Ernst Ludwig Kirchner in Davos. Neben Klee wird Kirchner zu einer prägenden Figur für Winters Frühwerk. Er besucht den Expressionisten bis 1932 mehrfach in der Schweiz.

 

Fritz Winter am Bauhaus Dessau, © Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1930

Im Sommersemester 1930 lässt er sich beurlauben und zieht nach Berlin. Gemeinsam mit den Bauhäuslern Franz Ehrlich und Heinz Loew gründet er in Berlin die Gruppe „Studio Z" und versucht sich in dem gemeinsamen Atelier selbstständig zu machen. Er assistiert Naum Gabo beim Schweißen von Skulpturen zur Vorbereitung einer großen Ausstellung für die Kestner-Gesellschaft in Hannover. Gabos bewegliche, transparente Konstruktionen regen ihn zu der Werkgruppe der Abstrakten Stillleben an. Im September beendet er sein Studium am Bauhaus, das Diplom wird ihm 1931 nachträglich ausgestellt. Darin bescheinigte ihm Klee: „die freien malerischen arbeiten […] zeugten von starkem inneren erleben und von [der] fähigkeit, auf dem wege der gestaltung zu individuellem ausdruck zu gelangen. herr winter erreichte sichtlich eine initiale künstlerische selbständigkeit." 1930 hat er eine erste Einzelausstellung in der Kunststube Buchholz in Berlin und nimmt an der Gruppenausstellung „Vision und Formgesetz“ in der Galerie Ferdinand Möller, ebenfalls in Berlin, teil. Es entstehen Aufzeichnungen zu einer möglichen eigenen Lehrtätigkeit.

 

Fritz Winter, um 1930, Foto: Heinz Loew

1931–1933

1931 stellt er in der für die Avantgarden bedeutenden Galerie Ferdinand Möller in Berlin aus. Den Katalogtext „Kunst unter Tage" verfasst der Kunstkritiker und ehemalige Schriftführer der bauhaus-Zeitschrift, Ernst Kállai. Er propagiert Winter als Hauptvertreter einer „biomorphen Abstraktion" und setzt sich in den ersten Jahren seiner Karriere verschiedentlich für den Künstler ein. Auf Anregung von Hans-Friedrich Geist, einem ehemaligen Bauhaus-Kommilitonen, zieht er im April nach Halle an der Saale, um eine Lehrtätigkeit an der dortigen fortschrittlichen Pädagogischen Akademie zu übernehmen. Über Geist lernt Fritz Winter den Komponisten Hellmuth Christian Wolff kennen, mit dem ihn in den kommenden Jahren eine enge Freundschaft verbindet. Wolff machte ihn mit seiner späteren Ehefrau Margarete Schreiber-Rüffer bekannt. Sie ist 16 Jahre älter als er, steht der sozialistischen Frauenbewegung nahe und ist zu diesem Zeitpunkt noch mit dem preußischen Minister für Handel und Gewerbe Walther Schreiber verheiratet. 1932 unternimmt Winter eine Italienreise nach Südtirol, Bologna, Florenz, Padua und Mailand. Verschiedene Museen erwerben Werke des Künstlers, so Alois Schardt für die Moritzburg in Halle und Max Sauerlandt für das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Wolff komponiert den sechsteiligen Klavierzyklus Gongspiele nach Bildern von Fritz Winter.

1933 

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten siedelt er mit Margarete und deren Sohn aus erster Ehe nach Allach bei München um. Aufgrund der nationalsozialistischen Kulturpolitik wird Winter trotz vielfältiger Bemühungen bis Kriegsende keine Ausstellung mehr in Deutschland haben. Am Kunsthaus Zürich beteiligt er sich an der Ausstellung „Zeitgenössische deutsche Kunst aus Schweizer Privatbesitz". Es entstehen großformatige, dunkle Papierarbeiten. Eine Auswahl davon wird Winter 1964 auf der documenta 3 in Kassel zeigen.

1934 

Winter besucht Paul Klee und Else Lasker-Schüler in der Schweiz. Er reicht Entwürfe bei dem Wettbewerb für die Neugestaltung der Eingangsrotunde des Museum Folkwang in Essen ein. Unter dem neuen Direktor Klaus Graf von Baudissin war die Wandgestaltung seines Bauhaus-Meisters Oskar Schlemmer abgenommen worden. Winters abstrakter Wettbewerbsbeitrag zum Thema Licht wird als „thematisch abseitig" abgelehnt.

1935 

Umzug in ein Bauernhaus nach Dießen am Ammersee, wo Winter relativ unbehelligt arbeiten kann. Er gibt sich als Kunsthandwerker aus und schnitzt klobige Kerzenständer.

1936 

Aus dem Briefwechsel mit Wolff geht hervor, dass ihm nach mehreren Anläufen die Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste gelingt. Winter hofft, seine Werke nun ausstellen zu können, da er aber weiterhin konsequent ungegenständlich malt, bleibt dieser Wunsch unerfüllt.

1937 

Zwei seiner Kunstwerke aus dem Provinzial-Museum Hannover und dem Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg werden nachweislich als entartet entzogen. Ein ausdrückliches Malverbot soll ihm im selben Jahr durch den lokalen Ortsgruppenleiter der NSDAP zugegangen sein, lässt sich aber nicht belegen. Winter beginnt, seine Werke in eigens gebauten Verschlägen auf dem großen Dachboden seines Bauernhauses zu verstecken.

1938

Der Freitod von Kirchner erschüttert ihn. Er fährt in die Schweiz und übernimmt von Erna Kirchner Zeichnungen und Druckgrafik, in der Absicht, diese in Deutschland zu verkaufen. Das Unterfangen erweist sich als unausführbar.

1939–1945 

Im Mai nimmt Winter durch Vermittlung Naum Gabos an der Ausstellung „Abstract and Concrete Art" der Galerie Guggenheim Jeune in London teil. Wenige Tage vor dem Überfall auf Polen wird er Ende August 1939 zum Militärdienst einberufen. Bis 1945 nimmt er am Polen- und am Russlandfeldzug teil. Als Soldat führt er Skizzenbuch und Zeichenstifte immer mit sich und schafft mit einfachsten Mitteln mehrere Hundert Kriegszeichnungen (auch als Feldskizzen bekannt). Er wird mehrfach schwer verwundet. Nach einem längeren Lazarettaufenthalt im Herbst 1943 entsteht zu Beginn des Jahres 1944 auf Genesungsurlaub in Dießen die Werkgruppe der Triebkräfte der Erde

 

Fritz Winter als Soldat, Foto: Archiv Fritz-Winter-Stiftung

1945–1949 

Nach Kriegsende verbleibt Winter vier Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft in Sibirien und an der Wolga. Bei seiner Entlassung zerstört er alle dort angefertigten Zeichnungen, wie er später erzählt, weil man ihn darauf hingewiesen habe, dass die Skizzen als Spionagematerial missverstanden werden könnten. Während seiner Gefangenschaft werden seine Werke in Deutschland durch die Initiative von Margarete und Freunden wie den Kunsthistorikern Ludwig Grote und Will Grohmann auf verschiedenen Kunstausstellungen gezeigt, darunter die „Allgemeine deutsche Kunstausstellung" in Dresden 1946, die Ausstellung Extreme Malerei" in Augsburg 1947 und der zweite „Salon des réalités nouvelles" in Paris. 1947 schreibt Margarete in einer Publikation zur Ausstellungsreihe des Psychiaters und Sammlers Ottomar Domnick über Winter und zitiert aus seinen Kriegsbriefen.

1949

Im Mai 1949 kehrt der Künstler nach Dießen zurück. Im Juli ist er Gründungsmitglied der „Gruppe der Gegenstandslosen" in der Modernen Galerie Etta und Otto Stangl in München, später „ZEN 49", die auf Initiative des Kunstkritikers John Anthony Thwaites entsteht. Neben Winter sind Rupprecht Geiger, Willi Baumeister, Rolf Cavael, Gerhard Fietz, Willy Hempel, die Bildhauerin Brigitte Matschinsky-Denninghoff sowie die Kunsthistoriker Ludwig Grote und Franz Roh Teil der Gruppe. Im Anschluss an die Prinzipien des »Blauen Reiter« möchten sie der abstrakten Kunst gemeinschaftlich zu Verständnis und Geltung verhelfen sowie einen Teil zum moralischen Neuanfang beitragen. In den Jahren bis 1957 werden regelmäßig Ausstellungen unter Einbezug zahlreicher anderer Kunstschaffender veranstaltet.

 

Fritz Winter, um 1949, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1950 

Die erste Ausstellung der Gruppe „ZEN 49" findet im Central Collecting Point in München statt. Winter unternimmt Reisen nach Italien und Frankreich. In Paris lernt er mit Hans Hartung und Pierre Soulages das französische Informel kennen. Mit dem Kunsthistoriker Werner Haftmann reist er zur Biennale nach Venedig, wo er eine Auszeichnung erhält. Haftmann wird in den folgenden Jahren einer seiner einflussreichsten Interpreten. Durch eine Vereinbarung mit der Berner Galerie Marbach über die monatliche Abnahme von Werken erfährt er erstmalig eine gewisse finanzielle Absicherung. Eine von der Modernen Galerie Stangl initiierte Ausstellung tourt weiter nach Witten, Wuppertal, Essen, Hagen, Stuttgart und Basel. Neben der Galerie Stangl vertreten den Künstler vorranging Günther Franke in München, Ferdinand Möller in Köln sowie die Galerie Schüler in Berlin. Auch in Paris und New York gibt es in den kommenden Jahren Galerievertretungen.

 

 Fritz Winter, um 1950, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1951/52

Margarete und Fritz Winter heiraten. Winter tritt 1951 dem Deutschen Künstlerbund bei. Er erhält den Domnick-Preis in Stuttgart sowie den ersten Preis des Deutschen Künstlerbundes in Berlin. In den kommenden Jahren nimmt er in dichter Folge an verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen teil, so 1952 in der Kunsthalle Bremen.

1953 

Im Rahmen des von Gustav Hassenpflug initiierten Projekts „Abstrakte Maler lehren" übernimmt er eine dreimonatige Gastdozentur an der Landeskunstschule Hamburg. Sein Abschlussvortrag »Gestaltungselemente in der Malerei« wird 1959 publiziert.

1954 

Gemeinsam mit Willi Baumeister und Ernst Wilhelm Nay tritt Winter unter Protest aus dem Deutschen Künstlerbund aus. Dessen ersten Vorsitzenden Karl Hofer warfen die Künstler vor, sich abfällig über die Bedeutung der abstrakten Malerei geäußert zu haben.

1955 

Zum 1. Mai tritt Winter eine Professur an der Werkakademie (später Staatliche Hochschule für bildende Künste) in Kassel an und wird dort Kollege des documenta-Initiators Arnold Bode. Auf der ersten documenta zeigt er sieben Gemälde, darunter an zentraler Stelle im Malereisaal die monumentale Komposition vor Blau und Gelb (21). In den kommenden Jahren übernimmt er zunehmend Verantwortung in der Organisation der documenta. Fortan pendelt Winter zwischen Dießen und Kassel, wo er bis 1970 lehren sollte.

 

Fritz Winter, um 1955, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1956/57

1956 erhält er den Cornelius-Preis der Stadt Düsseldorf. Eine Ausstellung zu „ZEN 49" tourt durch Universitätsstädte an der Ostküste der USA. 1957 entwirft Winter im Rahmen der „Interbau" ein großformatiges Mosaik für den Ausgang des U-Bahnhofs Hansaplatz in Berlin. Im selben Jahr erscheint Fritz Winter. Triebkräfte der Erde von Werner Haftmann im Piper Verlag. Bis 1960 sind bereits 70 000 Exemplare des Büchleins in Umlauf.

1958

Im Oktober stirbt Winters langjährige Gefährtin und Ehefrau Margarete. Sie hatte entscheidend zu seinem Erfolg beigetragen. Der Künstler ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere, in dem Jahr finden drei Einzelausstellungen und 15 Ausstellungsbeteiligungen weltweit statt.

1959

Nach dem Tod seiner Frau im Vorjahr heiratet er deren Tochter aus erster Ehe Waltraud Schreiber. Aufgrund einer alten Kriegsverletzung wird er mehrfach operiert und muss über Monate ins Krankenhaus. Er beginnt die Werkgruppe kleinformatiger Farbstudien, die eine künstlerische Neuorientierung einleitet. An der Eröffnung der zweiten documenta kann er krankheitsbedingt nicht teilnehmen. Er ist dort erneut prominent vertreten, unter anderem mit einem großen Wandteppich. Winter ist inzwischen Gesellschafter der documenta GmbH, verfügt dadurch über einen Posten im Aufsichtsrat und ist Mitglied im neu gegründeten documenta-Rat. Arnold Bode kuratiert in Frankfurt am Main eine Fritz-Winter-Ausstellung in der Göppinger Galerie und zeigt auch Werke der 1930er-Jahre. Winter erhält den „Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen".

1960/61 

Im Garten des Bauernhauses in Dießen wird nach Plänen von Gustav Hassenpflug ein Atelierhaus erbaut. Für die FWU (Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht) entsteht der Lehrfilm Fritz Winter. In zahlreichen Kopien wird damit in den folgenden Jahren die abstrakte Malerei an Schulen und Lehrinstituten wie dem Goethe-Institut erklärt.

 

Fritz Winter mit seiner Malklasse, Staatliche Werkakademie Kassel, 
um 1959/60, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1962/63

Es finden Einzelausstellungen mit Werken Winters im Freiburger und im Kasseler Kunstverein sowie in der Fränkischen Galerie Nürnberg statt. Die Galerie Marbach zeigt sein Frühwerk. Außerdem ist er an diversen Gruppenausstellungen beteiligt, u.a. in Athen, Amsterdam und Lausanne.

 

Fritz Winters Atelier in Dießen, um 1962/63, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1964 

Winter nimmt an der documenta 3 in Kassel teil und zeigt eine Gruppe großformatiger Papierarbeiten aus dem Jahr 1933. Zeitgleich wird ein umfangreicher Querschnitt seines Werkes von der Städtischen Kunstsammlung Kassel im Schloss Bellevue ausgestellt. Im September präsentiert er seine neuen Farbfeldbilder erstmals in der Galerie Schüler in Berlin – Winter äußerte begeistert: „alle Kritiker sprachen vom Durchbruch der Farbe".

1965/66 

In Kassel findet eine erste umfassende Retrospektive aus Anlass des sechzigsten Geburtstags des Künstlers statt. Spätere Stationen der Ausstellung sind Koblenz, Hannover, Mannheim, Düsseldorf, Stuttgart und Berlin. Weitere Jubiläumsausstellungen finden in Ahlen, Frankfurt am Main und in der Galerie Günther Franke in München statt. Dort erwirbt Konrad Knöpfel erstmals Arbeiten des Künstlers und legt so den Grundstein für seine Sammlung, die 1994 als Dauerleihgabe an das Kunstmuseum Stuttgart geht. Dieses besitzt mit über 500 Werken die größte öffentliche Sammlung an Kunstwerken Fritz Winters. Neben Arnold Bode und Werner Haftmann wird Winter die Goethe-Plakette des Landes Hessen verliehen.

 

Fritz Winter, 1965, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1968

Wie auch der Kunstkritiker und Kurator Werner Schmalenbach tritt Winter unter Protest aus dem documenta-Rat aus. Als Begründung führt er die alleinige Konzentration auf jüngere Kunstrichtungen sowie die starke Einflussnahme des Kunsthandels an. In Berlin, München und Frankfurt am Main werden aktuelle Werke des Künstlers gezeigt. Im Kunstverein Stuttgart ist der Maler in der Jubiläumsausstellung »50 Jahre Bauhaus« vertreten.

1969

In Kassel wird erstmals das grafische Werk Fritz Winters umfänglich ausgestellt. Er erhält das Große Bundesverdienstkreuz.

1970–1973

Nach der vorzeitigen Emeritierung in Kassel 1970 zieht sich Winter nach Dießen zurück. Zum 65. Geburtstag finden 1971 Ausstellungen in den Staatlichen Kunstsammlungen Kassel, in der Galerie Franke in München und in der Pariser Filiale der Galerie Marbach statt. In den kommenden Jahren erhält der Künstler weitere Auszeichnungen, 1972 den Ritterorden »Pour le mérite«, 1973 den Bayerischen Verdienstorden.

 

Fritz Winter in seinem Atelier in Dießen, um 1971, Foto: Fritz-Winter-Haus, Ahlen

1974 

Nach dem Tod seiner zweiten Ehefrau zieht Winters jüngste Schwester Else Rüschenschmidt nach Dießen, um ihn zu unterstützen. Winter erhält das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland mit Stern. Er schenkt einen Großteil seines umfangreichen Werkbestandes an den Galerie-Verein München e. V. (heute PIN.) als Grundlage für die 1981 genehmigte Fritz-Winter-Stiftung an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Diese verleiht seit 1986 den Fritz-Winter-Preis und zeigt das Werk des Künstlers in regelmäßigen Ausstellungen.

1975 

Nach einem Schlaganfall kann Winter nicht mehr in Öl malen. Er beginnt, begeistert von dem neuen Medium, mit Filzstiftzeichnungen. Im Elternhaus des Künstlers in Ahlen richtet seine Nichte das Fritz-Winter-Haus ein. Hier wird das Werk des Künstlers präsentiert und bis heute sein Nachlass verwahrt. Zahlreiche Galerieausstellungen finden zum 70. Geburtstag statt.

1976 

Fritz Winter stirbt am 1. Oktober in Herrsching am Ammersee. Über die Verleihung des Rubenspreises der Stadt Siegen im Folgejahr war er noch benachrichtigt worden.